Mittwoch, 16. November 2011

Entzwei

Quelle: http://www.prinzen-galerie.ch/Design.htm

Mitten in der Nacht. Zerwühlte Laken auf einem provisorischen Matratzenlager umschlingen zwei Körper. Seine Nähe ist bekannt. Kein Kitzel als sich seine Hand zögerlich unter den Saum ihres Shirts bewegt. Keine Aufregung, als sich seine Hand um ihre Taille legt und sie näher zieht. Sie könnte sich geborgen und sicher fühlen, aber er hat mehr Angst, was passieren könnte, als sie. Das spürt sie jedes Mal. Wird er es heute endlich tun? Sie könnte es selbst tun, aber sie weiß nicht ganz, wie. Es ist eh sein innerer Kampf. Was dann kommt, ist Millimeterarbeit. Fast schon lächerlich. Wäre das ihr Ding, würde es nur wenige Augenblicke dauern... Ist es aber nicht. Also weiter wareten. Irgendwan... der Moment. Er tut es wirklich. Das ist neu. Die Aufregung hält sich in Grenzen. Fleisch bewegt sich auf Fleisch. Alles ist feucht. Die Bewegungen erfolgen automatisch. Sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist. Sollte man nicht etwas Variation reinbringen, fragt sie sich. Aber nein, das ist nicht ihr Versuch. Während sie mitspielt, überlegt sie sich schon, was sie sagen könnte. Seine glühende Hand unter ihrem Shirt. Sein Körper über ihrem - leicht bedrängend. Sie fühlt seinen zittrigen, sengenden Atem. Es ist sein Ernst. Schnell ist es vorbei. 
           Seine Frage. Was denkst du? So viel Gefühl in den Worten. 
           Kurze Stille.
           Ihre Worte. Ich werde niemals für dich fühlen, wie du für  mich fühlst. Ohne Gefühl. 
In der Kälte weiß sie nicht wohin mit sich. Ihren ersten Kuss hatte sie sich anders vorgestellt.